Für jede Gelegenheit den passenden Essig

Während einige Feinschmecker edelsaure Essigvarianten als Digestif genießen, sind andere weniger exklusive Güteklassen eher zum Hausputz oder zur Körperpflege gedacht – alles nur eine Frage der Qualität.

Prinzipiell kann man fast alles zu Essig vergären, was die Geschmackswelt zu bieten hat: Tomaten, Bier, Paprika – der Vielfalt sind kaum Grenzen gesetzt. So steht jeder Koch, der seine Gerichte mit Essig veredeln möchte, vor der Qual der Wahl: Kräuter-, Himbeer- oder doch lieber Sherryessig? Was passt wozu?

Aceto Balsamico

Der wohl beliebteste und bekannteste Essig ist der Aceto Balsamico. Echter, nach traditionellen Verfahren hergestellter Balsamicoessig darf nur aus der Region Emilia-Romagna in der italienischen Provinz Modena kommen. Diese mit dem Hinweis „Aceto Balsamico traditionale“ gekennzeichnete Spezialität hat ihren Preis. Dafür reift der edle Essig bis zu 100 Jahren und mehr in Edelholzfässern wodurch er eine sehr dickflüssige, ölartige Konsistenz erhält.

Aber auch weniger teure Balsamico-Varianten (sog. Condimenti) schmecken ganz hervorragend und geben vielen Gerichten erst den richtigen Pfiff. Hergestellt wird der König der Essige aus Traubenmost. Er eignet sich vor allem für Insalata Caprese (Tomate-Mozzarella), Feldsalat, Rucola, dunkle Bratensaucen und Fleisch. Weißer Balsamicoessig passt gut zu hellen Blattsalaten, Meeresfrüchten oder auch Obstsalaten.

Weinessig

Feinsäuerliche Weißweine und aromatisch-würzige Rotweine bilden die Grundlage für Weinessig. Dabei gilt die Faustregel: Je edler der Wein, desto köstlicher der Weinessig, denn das Weinaroma überträgt sich auf den Essig.

Weinessig verfeinert vielerlei Speisen mit seinem ausgeprägten Weinaroma. Der milde Geschmack des Weißweinessigs passt besonders gut zu Fisch, Meeresfrüchten und hellen Saucen. Der kräftigere Rotweinessig schmeckt dagegen am besten zu Fleischgerichten, Wild und Rotkraut. In Fleischmarinaden sorgt er dafür, dass das Fleisch schön zart wird.

Sherryessig

Rötlich, vollmundig und kräftig im Geschmack ist der edle Sherryessig. Er reift wie Sherry selbst in alten Eichenfässern. Doch Vorsicht: Sherryessig ist um einiges saurer als andere Essigsorten, deshalb sollte er lieber sparsam dosiert werden.
Verwendet wird Sherryessig gerne für Gerichte mit einem kräftigen Eigengeschmack wie Rucola oder Löwenzahn. Aber auch zu Kartoffel- und Wurstsalaten oder Pilzgerichten ist er ein idealer Begleiter. Alter Sherryessig wird gerne zum Würzen von Fleisch- und Fischgerichten verwendet.

Branntweinessig

Aufgrund seiner kurzen Reifezeit ist Branntweinessig relativ preiswert. Hergestellt wird er aus verdünntem Branntwein und ist daher völlig geschmacksneutral. Von der Lebensmittelindustrie wird Branntweinessig gerne für die Herstellung von eingelegtem Gemüse verwendet, wie zum Beispiel sauren Gurken oder eingelegten Paprika, denn er liefert die nötige Säure ohne zu viel Eigengeschmack mitzubringen.
Branntweinessig bildet oft die Grundlage für Kräuter-, Gewürz- und Obstessige, die besondere geschmacksgebende Komponenten enthalten.

Kräuter- und Gewürzessige

Kräuter- und Gewürzessige verleihen Salaten die besondere Würze. Dillessig beispielsweise harmoniert hervorragend mit Gurkensalat. Essig mit Basilikum schmeckt köstlich zu Tomatensalat.
Die Grundlage für solche Kräuteressige stellt stets Branntwein- oder Weinessig dar.

Obstessig / Gemüseessig

Apfelessig

Der wohl bekannteste Obstessig ist Apfelessig, dem im Volksmunde allerlei Heilwirkungen zugeschrieben werden. Auch wenn nicht alle Wirkung wissenschaftlich bewiesen sind, klar ist: Obstessig schmeckt hervorragend zu Obstsalaten, Fischgerichten und Fruchtdesserts. Hergestellt wird Apfelessig aus Apfelwein. Daher enthält er noch geringe Mengen verschiedenster Vitamine, Mineralstoffe und sekundärer Pflanzenstoffe, wie zum Beispiel Vitamin C, Kalium, sowie Flavonoide. Sein fruchtiger Geschmack und seine wohltuende Milde machen ihn bei Feinschmeckern beliebt.

Himbeeressig

Himbeeressig wird aus Himbeersaft hergestellt. Mit seiner fruchtigen Note, dem Restsüßegehalt und der schönen roten Farbe ist er der idealen Begleiter für fruchtige Salate. Aber ein Schuss Himbeeressig peppt auch dunkle Saucen oder Geflügelgerichte auf.

Weitere Obstessige

Neben Apfel- und Himbeeressig gibt es zahlreiche weitere fruchtige Varianten wie Feigen-, Bananen-, Orangen, Birnen- oder Rosinenessig.
Wer Lust auf etwas Besonderes hat, kann zum Beispiel das Dressing für Fenchel- oder Chicoreesalat mal mit Orangenessig anmachen. Rosinenessig passt gut zu pikanten Salaten. Für eine exotische Note sorgt der aus Kochbananen hergestellte Bananenessig, der vor allem in Südafrika und Südostasien beliebt ist.

Gemüseessige

Wer hätte gedacht, dass man auch aus Gemüse Essig gewinnen kann?
Gurkenessig beispielsweise wird aus dem eingedickten Saft von Gurken hergestellt. Er gibt warmen wie auch kalten Salaten eine sehr angenehme Würze.

Auch Paprikaessig und Tomatenessig erfreuen sich zunehmender Beliebtheit und laden zum Experimentieren ein.

Reisessig

Reisessig ist ein typisch asiatischer Essig, der vor allem zum Säuern von Sushireis, Fisch und Fleisch verwendet wird. Der vergorene Reiswein hat einen hohen Zuckergehalt und ist daher auch für europäische Gaumen gut geeignet, denen herkömmlicher Essig zu sauer schmeckt. In Europa kennt man hauptsächlich den weißen Reisessig, aber auch rote oder schwarze Varianten sind auf dem Markt erhältlich.

Malzessig

Vergorene Malzmaische bildet die Basis für Malzessig, eine in England sehr beliebte Essigsorte. Seine ursprünglich helle Farbe wird mit Karamell nachgedunkelt. In Österreich ist Malzessig weniger gebräuchlich, weil er für Salate einfach zu scharf ist. Dafür passt er ausgezeichnet zu mariniertem Gemüse und gebratenem Fleisch.